Mama mag keine Spaghetti by Tessa Hennig

Mama mag keine Spaghetti by Tessa Hennig

Autor:Tessa Hennig
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2014-04-10T04:00:00+00:00


Kapitel 10

Hanna fragte sich, ob neuerdings schon morgens Prosecco in ihrer Abteilung getrunken wurde. Susanne war ja wie aufgedreht.

»Wie geht’s dir?«, fragte ihre Kollegin nahezu euphorisch.

»Gut«, erwiderte Hanna in der vagen Hoffnung, möglichst schnell zur Sache zu kommen.

Susanne ließ sich damit aber nicht abspeisen. »Na, erzähl schon. Wie war die Hochzeit? Julia ist bestimmt überglücklich. Der Mann ist aber auch ein Fang. Und Michael? Habt ihr euch vertragen? Und diese Katrin?«, fragte sie. Toll! Jetzt waren gleich alle Themen auf einmal auf dem Tisch.

»Die Hochzeit fand nicht statt«, sagte Hanna trocken.

»Was?« Nun klang Susanne leicht hysterisch.

»Julia hat Zweifel, ob Lorenzo ehetauglich ist. Michael trägt sein Schmuckstück zur Schau, und was diese Katrin betrifft … Sie ist … nett.«

Nun herrschte für einen Moment Schweigen in der Leitung.

»Und da geht’s dir gut?«, fragte Susanne völlig von der Rolle, nachdem sie das offenbar einigermaßen verdaut hatte.

»Ich kann nichts daran ändern. Man muss das Beste daraus machen. Außerdem ist es schön hier.« Hanna wunderte sich darüber, wie authentisch, glaubhaft und ruhig sie das von sich geben konnte.

»Verstehe«, sagte Susanne.

Hanna war sich aber sicher, dass ihre Kollegin die Welt nicht mehr verstand. Letztlich verstand Hanna sie ja selbst nicht mehr, aber das hinderte sie nicht daran, gleich zum eigentlichen Grund ihres Anrufs zu kommen.

»Könntest du Werner mal fragen, ob er Interessenten für unser Haus hat?«

»Ihr wollt es verkaufen?«

»Ich möchte es verkaufen.«

»Verstehe … Scheidung, oder?«, fragte sie und beantwortete sich die Frage gleich selbst: »Ja, das war abzusehen.«

»Wir haben noch nicht darüber gesprochen, aber ich brauche Geld.«

»Soll ich schon mal nach ein paar Wohnungen schauen?«

»Ach, das hat Zeit«, sagte Hanna.

Susanne jetzt von ihrem konkreten Vorhaben zu erzählen, wäre riskant. In Windeseile würde jeder davon erfahren, dass sie plante, ein Weinkontor zu eröffnen. Solche Dinge musste man vernünftig angehen. Erst wieder halbtags arbeiten, bis der Laden lief. Auf alle Fälle fühlte es sich gut an, die Sache jetzt in Angriff zu nehmen. Dazu gehörte auch die Umgestaltung ihres Lebens. Sie musste raus aus ihrem Haus, an dem sowieso zu viele Erinnerungen hafteten. Jetzt war der richtige Zeitpunkt.

»Ich ruf dich wieder an«, sagte Hanna und legte auf, weil Franco gerade hereinkam.

»Schau mal nach draußen«, sagte er.

Hanna traute ihren Augen nicht. Julia kehrte den Hof. Hatte sie ihre Tochter mit ihrer Aufräumaktion etwa angesteckt? Erst jetzt bemerkte Hanna, dass Julia rote Blätter zusammenfegte.

»Wo kommen die Blätter her?«, fragte sie.

»Lorenzo. Die Rosen müssen ein Vermögen gekostet haben«, erklärte er.

»Er gibt sich ja große Mühe. Rosenblätter. So was … Aber irgendwie auch ziemlich romantisch«, überlegte Hanna laut.

»Kam aber nicht so gut an«, meinte er.

Hanna konnte sich von diesem obskuren Schauspiel nicht mehr losreißen. Julia war anzusehen, dass sie richtig wütend war. Weg mit »Amore«, schoss es ihr durch den Kopf. Besser konnte man Julias Rosenkehrausaktion kaum beschreiben.

Obwohl die Sonne auf die Hotelterrasse schien und einen wunderschönen Tag versprach, schmeckten Michael weder der Kaffee noch die Schokoladenbrötchen, von denen er sich heute Morgen gleich drei auf den Teller geladen hatte. Das Gespräch mit Julia ging ihm nach, und Katrin hörte nicht auf, ihm Vorhaltungen zu machen, nachdem er ihr von ihrem Telefonat erzählt hatte.



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